Der Duft von selbst gebackenem Brot zieht durch die Luft
Der Duft von Streuselkuchen, der frisch aus dem Ofen kommt, die Aromen, die aus dem Schmortopf den Weg in die Nase finden, der Duft nach Rouladen mit Rotkohl und Kartoffeln – Bei Vielen sind diese Düfte mit Kindheitserinnerungen verbunden, mit Besuchen bei den Großeltern und den traditionellen Gerichten, die dort auf den Tisch kamen. Es war die Zeit von Toast Hawaii, vom Kalten Hund oder Kirschenmichel. Die Zeit, als sonntags ganz selbstverständlich ein Braten auf den Tisch kam und Oma den Lieblingsnachtisch der Enkel zubereitet hatte. Eine Zeit, in der bei Besuch das gute Geschirr auf den Tisch kam und man sich an Sonntagen schick angezogen hat. In diese Zeit wollen die teilnehmenden Betriebe der Aktionswochen „lecker MYK - Omas Küchen Wochen“ die Gäste und Besucher entführen.
„lecker MYK - Omas Küchen Wochen“
Vom 19. April bis 5. Mai ist eine Reise in die Vergangenheit geplant, in die Zeit der 1950er, 60er und 70er Jahre. Die Gastgeber der Region tischen traditionelle Rezepte auf. Manche kochen wie die Großmütter, andere interpretieren die alten Rezepte neu. Frische, regionale Zutaten wandern in die Töpfe. Also genau das, was den Großmüttern damals zur Verfügung stand, als es noch keine großen Supermarktketten gab, die jederzeit ein breites Spektrum an Obst und Gemüse bereithalten. Besonders in den ländlichen Regionen bauten viele Menschen ihr Gemüse selbst an, sie legten Vorräte an und sorgten für den Winter vor. Sie legten Gemüse sauer ein und machten es damit haltbar, sie kochten Obst ein oder verarbeiteten es zu Marmelade. Rezepte wurden an die jeweils nächste Generation weitergegeben ebenso wie das Wissen um den Haushalt. Wie entferne ich Flecken ohne chemische Mittel? Wie lindere ich Schnupfenbeschwerden? Was tun, wenn das Kind Ohrenschmerzen oder Bauchweh hat? Die Großmütter, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen oder in dieser Zeit schon erwachsen waren, wussten sich zu helfen.
Die Veranstaltungen sollen Spaß machen und inspirieren. „Oma isst ganz schön sauer“ heißt es in Winningen und es geht um das Haltbarmachen mit Essig. „Backes & Wein“ stehen in Hatzenport im Zentrum des Geschehens und der Backes ist schon kräftig vorgeheizt und wartet nur darauf, dass das Brot hineingeschoben wird. Bei der „Kräuterwanderung auf Omas Spuren“ in Brodenbach entdecken die Teilnehmer auf der kleinen Wanderung die Wildkräuterwelt. Altes Wissen wird wieder lebendig. Alte Rezepte werden neu interpretiert. Es wird gewandert und geradelt und immer stehen traditionelle Gerichte und Zutaten im Mittelpunkt.
Leben im Weinberg in den 1950er Jahren
Martin Dötsch vom Weingut DötschHaupt in Kobern möchte mit seiner Veranstaltung „Wanderung auf den Spuren meines Großvaters“ in die Zeit der 1950er Jahre eintauchen. „Meine Tante Grete mit ihren 93 Jahren ist ein wahrer Pool an Informationen. Ihre Erzählungen waren der Auslöser, mich mehr um die alten Geschichten zu kümmern“, sagt Martin Dötsch. Die Erinnerungen seiner Tante haben ihn zu der Veranstaltung im Rahmen der Aktionswochen aber auch zu eigenen kleinen Veranstaltungen auf seinem Weingut angeregt.
Mit seinem Großvater Joseph ist er schon als Kind im Weinberg der Familie unterwegs gewesen. „Meine Großmutter Gertrud hat immer großen Wert daraufgelegt, das Essen selbst in den Weinberg zu bringen“. In einer Zeit, als die Mobilität eine andere war als heutzutage, war es sinnvoll, die Pausen bei der Arbeit im Weinberg zu verbringen, anstatt lange ins Dorf und wieder zurückzuwandern. Seine Großmutter habe sich um das Wohl der Mitarbeiter gesorgt und immer lecker und ausreichend für alle gekocht, erzählt Dötsch. Die Kartoffel stand meist im Mittelpunkt. Nicht nur die Familie, sondern auch die Arbeiter sollten gutes Essen bekommen, denn die Arbeit war früher körperlich deutlich anstrengender als heute. „Meine Großeltern waren ein Dreamteam“, erinnert sich der Winzer. Sein Großvater habe im Weinberg gearbeitet und seine Großmutter im Haus. „In der Küche war sie kreativ und hat immer etwas gezaubert“.
Das Pferd kennt den Weg
In früheren Zeiten waren die Betriebe keine reinen Weingüter. Es war ein Gemischtbetrieb mit Landwirtschaft und Weinbau. Man hatte Land, auf dem Gemüse angebaut wurde, ein, zwei Kühe, vielleicht ein paar Schweine und Hühner und wer etwas mehr Geld hatte, konnte ein Pferde sein Eigen nennen. „Jedes Tier hatte seinen Namen“, erinnert sich Dötsch. Das Pferd habe das Fuhrwerk in den Weinberg gezogen und man konnte es sich auf dem Wagen bequem machen. Schließlich kannte das Pferd den Weg.
Martin Dötsch ist von seinen Großeltern aber auch den Eltern stark geprägt. Auf der Wanderung möchte er das Bewusstsein stärken, sich mehr mit den Lebensmitteln und dem Essen auseinanderzusetzen. Wo kommt was her? Wieviel Arbeit macht es? Wie können wir mit der Umwelt im Einklang leben? Das sind Fragen, die Dötsch bewegen. Der Fokus seiner Großeltern lag auf anderen Dingen als es heute oftmals der Fall ist. Er möchte das alte Wissen bewahren aber auch die Zukunft nicht aus den Augen lassen. Nachhaltig zu handeln ist ihm und seiner Familie auf dem Weingut sehr wichtig. Der Spaß kommt bei der Wanderung aber nicht zu kurz, schließlich kann der Weinbauer aus einem großen Fundus an unterhaltsamen Anekdoten schöpfen.