Kulinarische Geschichten

Im Landkreis Mayen-Koblenz

Von Beeren, die eigentlich keine Beeren sind

Erdbeeren sind eigentlich keine Beeren, sondern Sammelnussfrüchte, Himbeeren sind keine Sammelnussfrüchte, sondern zählen zur Familie der Rosaceae und Auberginen sind kein Gemüse, sondern Beeren – Verwirrend, oder? Ein Blick in die Botanik gibt Aufschluss darüber, was eine Beere ist und was nicht. Danach ist eine Beere eine aus einem einzigen Fruchtknoten hervorgegangene Schließfrucht, bei der die komplette Fruchtwand auch noch bei der Reife saftig oder mindestens fleischig ist. Daher zählen zu den Beeren auch Bananen, Kiwis, Melonen und viele Nachtschattengewächse wie Tomaten und Paprika.

Die beliebte Erdbeere ist eine Sammelnussfrucht. Die kleinen Körnchen sind die eigentliche Frucht: Kleine Nüsschen, umgeben von dem hochgewölbten Blütenboden. Himbeeren und Brombeeren gehören zur Familie der Rosaceae und werden der Gattung der Rubus zugeordnet.

Ein bisschen Ethomologie

Doch woher stammt dann der Oberbegriff Beerenobst, unter den wir all die leckeren Früchte fassen, die wir in der Sommerzeit so lieben? Umgangssprachlich werden unter Beerenobst unsere bekannten Früchte wie Erdbeere, Himbeere, Brombeere und Johannisbeere gefasst. Ein Blick in die Etymologie gibt mögliche Erklärungen für die Herkunft des Begriffs. Die Benennung könnten auf der roten Farbe beruhen oder auf den Begriff Bissen/ Essen, der sich im Laufe der Jahrhunderte zu unserem heutigen Wort Beere entwickelt hat.

Bei der Brombeere scheinen die vielen Stacheln namensgebend gewesen zu sein. So beschreibt es jedenfalls das Digitale Deutsche Wörterbuch, dass auf die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm zurückgeht. Demnach stammt der Gattungsname „Rubus“ vom indogermanischen „reub“ ab. Dies bedeutet so viel wie „reißen“, womit die Brombeere als Strauch, an dem man sich reißt, sehr gut beschrieben ist. Im deutschen Namen „Brombeere“ steckt das althochdeutsche „bramo“ für Dornstrauch.

Mmmmh - die ersten Beeren im Jahr

Soviel zur Theorie. Für den Geschmack der Früchte ist die Herkunft des Namens weniger wichtig. Viele Menschen freuen sich auf den Frühsommer, wenn die Erdbeeren reif sind. Süß und fruchtig sind die ersten Beeren in unseren Breitengraden. Das satte Rot springt uns förmlich an und ruft: „Pflüg’ und ess’ mich!“ Was wir in der Regel auch gerne tun. Erdbeeren pur, als Marmelade, auf dem Kuchen, als Mousse im Dessert – Die Rezepte sind vielfältig und lassen uns schon beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ähnlich ist es bei den anderen Obstsorten wie Himbeeren, Johannisbeeren oder Brombeeren. Der Sommer bringt uns eine Fülle dieser gesunden, vitaminhaltigen Früchte und so mancher möchte sich in diesen Zeiten am liebsten nur von den köstlichen Früchten ernähren.

Rosen- und Beerengarten Polcherholz

In der Region gibt es zahlreiche Landwirte, die uns mit dem vielfältigen Obst versorgen. Der Rosen- und Beerengarten der Familie Theisen in Polcherholz ist einer davon. Jamileh Theisen gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihren Früchten erzählt. Seit 25 Jahren baut sie mit ihrem Mann Obst auf dem Hof an. 1987 ist die gebürtige Iranerin nach Deutschland gekommen. Eigentlich wegen der Rosen, doch dann lernte sie ihren Mann Karl-Heinz Theisen kennen und blieb. Mit einem Hektar und der Anzucht von Erdbeeren begannen sie ihren Betrieb, mittlerweile ist einiges hinzugekommen. Neben Erdbeeren werden auf dem Hof unter anderem Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeere, Heidelbeeren und Brombeeren angepflanzt. Um gegen die Konkurrenz aus dem Supermarkt bestehen zu können, setzen die Theisens auf höchste Qualität. „Unsere Kunden haben Vertrauen zu uns und kennen den guten Geschmack unserer Früchte. Darauf bin ich stolz“, sagt Jamileh Theisen. Dafür sind die Stammkunden auch bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen als es im Supermarkt der Fall wäre. Außerdem erhalten sie auf den Rosen- und Beerenhof Sorten, die es in den Lebensmittelmärkten in der Regel nicht gibt. Dunkelrote Erdbeeren zum Beispiel oder richtig große, äußerst schmackhafte Himbeeren. „Schauen Sie hier“, zeigt Jamileh bei einem Rundgang über den Hof auf die großen Herbst-Himbeeren, die gerade am heranreifen sind. „Probieren Sie“, fordert sie auf, pflückt sich selbst eine dicke rote Himbeere und schließt beim Essen genussvoll die Augen.

Sinnliche Früchte und betörende Düfte

Jamileh Theisen liebt die sinnlichen Eindrücke der Früchte. „Wenn ich die Früchte und die Farben sehe, habe ich etwas Lebendiges vor mir“, erklärt sie. Da die gelernte Erzieherin gerne kocht, hat sie vor vielen Jahren mit dem Marmelade kochen begonnen. Aus Liebe zu ihrem Mann, wie Jamileh Theisen lachend betont. Nicht nur aus den Früchten kocht sie den köstlichen süßen Aufstrich, auch Rosenblätter werden zu Gelee verarbeitet. Die Rosen haben sie nie los gelassen, daher hat das Ehepaar Theisen Rosen angepflanzt – betörende Duftrosen. „Durch Rosen wird die Seele berührt“, sagt sie. 200 unterschiedliche Sorten wachsen auf dem Hof, eine intensiver als die andere.

Die Kunden schätzen die Qualität der Ware auf dem Hof. Jamileh Theisen kennen ihre Stammkunden und hat für jeden ein freundliches Wort übrig. Neben einer Schale, Erdbeeren, Heidelbeeren oder Himbeeren landen häufig ein Glas Marmelade oder ein Strauß Rosen im Einkaufskorb. Tipps für einen romantischen Hochzeitsantrag hat Jamileh Theisen übrigens auch parat. Zart duftende Rosenblätter sind natürlich ein wichtiger Bestandteil für den perfekten Antrag. Und wer weiß. Vielleicht lässt sich die Angebetet oder der Angebetete auch mit dem sinnlichen Duft reifer Himbeeren verführen?

Obst für die regionale Küche

Für die Gastronomen der Region ist es selbstverständlich, ihr Obst aus der Umgebung zu beziehen. Sie kennen die Obstanbauer und vertrauen auf die gute Qualität. Auf diese Weise kommen auch diejenigen in den Genuss des heimischen Obstes, die einen Hofladen nicht direkt vor der Tür haben. Sie lassen sich mit allerlei fruchtigen Köstlichkeiten aus der Küche verwöhnen und genießen den frischen Erdbeerkuchen oder ein sommerlich erfrischendes Himbeerparfait.

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