Kulinarische Geschichten

Im Landkreis Mayen-Koblenz

Von flatterhaften Hühnern und dem Frühstücksei

Sie scharren und picken im Gras, wälzen sich im Staubbad, um Parasiten zu entfernen oder sitzen auf der Wiese in der Sonne – den Hühnern auf dem Ökohof Halfmann in Boos geht es sichtlich gut. Sie sind immer in Bewegung. Die einen im Hühnermobil, andere lassen sich lieber den Wind durchs Gefieder wehen. Doch wenn Ann-Kristin Halfmann den Futtertrog öffnet, gibt es kein Halten unter den Hühnern, jede will die Erste sein und die besten Körner abbekommen. Von diesem Treiben lassen sich selbst die Hähne anstecken. Maiskörner (für das schön gelbe Dotter), Getreidekörner, Erbsen, Spurenelemente und Vitamine sind in dem Futter enthalten, dass sich die Ökolandwirtin liefern lässt. Zusätzlich picken sie munter im Gras herum.

Drei Hühnermobile hat Ann-Kristin Halfmann inzwischen mit insgesamt rund 675 Hühnern. Dies reiche ihr, meint die Landwirtin. Rund 280 Eier legt ein Biohuhn und damit etwas weniger als Hühner aus Freiland- bzw. Bodenhaltung. In der kleinen Sortiermaschine werden die Eier auf dem Hof nach Gewicht sortiert. Nur Eier der Güteklasse A dürfen in den Verkauf, d.h. sie dürfen nicht dreckig oder faltig sein. Die meisten Eier bei Ann-Kristin Halfmann sind braun, doch das hat weniger mit der Qualität zu tun, denn braune und weiße Eier unterscheiden sich nicht in ihrer Zusammensetzung. „Die braunen Hühner sind pflegeleichter“, hat die gelernte Landwirtin die Erfahrung gemacht. Ann-Katrin Halfmann vermarktet ihre Eier direkt ab Hof. Von Donnerstag bis Samstag hat sie ihren kleinen Hofladen geöffnet, an den übrigen Tagen können sich Kunden am Kühlschrank vor dem Laden bedienen – auf Vertrauensbasis versteht sich.

Familie Andres vom Geflügelhof Andres in in Mendig produziert dagegen eine weitaus größere Zahl an Eiern. Rund 150.000 Tiere haben sie, die in Bodenhaltung auf dem Hof leben. Hinzu kommen die Hühner von Vertragslandwirten, die ausschließlich an den Geflügelhof Andres liefern: 60.000 Hühner in Freilandhaltung und 24.000 Bio-Hühner. Zwischen 1,5 und 2 Millionen Eier werden in der Woche sortiert und ausgeliefert – hauptsächlich an den Lebensmitteleinzelhandel aber auch an den Großhandel und andere Wiederverkäufer. Die Familie Andres ist damit in Rheinland-Pfalz der größte Hühnerhof, der selbst vermarktet. „In der Vermarktung sind wir sehr zielstrebig“, erklärt Guido Andres jr., der zusammen mit seiner Schwester Gabriele Andres-Blatzheim den Hof führt. Das Wohl der Tiere liegt Guido Andres jr. ebenso am Herzen wie Ann-Kristin Halfmann. „Nur zufriedene Hühner legen gute Eier“, betont Andres.

Aufzucht der männlichen Küken
Seit dem 1. Januar 2022 ist in Deutschland das Töten der männlichen Küken verboten. Andres zieht allerdings schon seit einigen Jahren die Bruderhähne auf, auch wenn dies nicht immer einfach ist, denn das Fleisch ist fester als von den Masthähnchen. Die Verbraucher hätten sich an das weiche Fleisch der Masthähnchen gewöhnt und bevorzugten dieses, sagt Andres. Also werden die Bruderhähne vielfach in der Wurstverarbeitung verwendet.

Das Geschlecht der Hühner soll jetzt vor dem Schlüpfen bestimmt und männliche Küken erst gar nicht ausgebrütet werden. Es gäbe aber noch eine andere Möglichkeit, wo Küken gar nicht erst aussortiert werden müssen: das Zweinutzungshuhn. Biolandwirtin Halfmann beschäftigt sich intensiv mit der Thematik. Bei den Zweinutzungshühnern wird nicht unterschieden zwischen Ei- und Fleischlieferant. Die weiblichen Tiere werden gehalten, um Eier zu bekommen, die männlichen werden gemästet.

Woher kommt eigentlich unser Huhn?
Hühner begleiten die Menschen schon seit vielen Jahrtausenden. Erste schriftliche Hinweise auf Hühnerhaltung stammen aus der Zeit 1.400 v.Chr., etwa in derselben Zeit, als das Haushuhn auch im Alten Ägypten auftaucht. Unsere Haushühner stammen vom wilden Bankivahuhn aus Südostasien ab. Seit der Domestizierung der Hühner spielen deren Eier aber auch das Fleisch eine große Rolle in der Ernährung der Menschen. Mit seinen Nährstoffen Eiweiß, den Vitaminen A,D,E und K und Mineralstoffen – Kalzium, Phosphor, Eisen im Eigelb und Natrium und Kalium im Eiklar - ist es ein kleines Kraftpaket. Ob gekocht, als Rührei oder ein Spiegelei, ein Ei darf morgens für viele Menschen nicht fehlen.

238 Eier haben die Deutschen im Durchschnitt pro Kopf 2021 gegessen. Da braucht es viele Hühner, die fleißig Eier legen, damit wir unser Frühstücksei bekommen. 2020 registrierte das Statistische Bundesamt 42,9 Millionen Legehennen in Deutschland, die 12,9 Milliarden Eier legten. Bei der Haltung dominierte 2020 noch immer die Bodenhaltung (62 Prozent). Doch andere Formen wie die Freilandhaltung (20 Prozent) und die ökologische Eierzeugung (12 Prozent) nehmen an Bedeutung zu.

Viele Gastgeber aus der Region greifen gerne auf die regionalen Anbieter zurück und beziehen ihre Eier von einem Hof in ihrer Nähe. Das gehört für sie dazu und ist selbstverständlich. Köstliche Gerichte lassen sich aus Eiern zaubern – sie sind mehr als „nur“ eine Zugabe im Kuchen oder in Soßen. Wie wäre es mit einem Eiermuffin als Alternative zum Rührei? Das Rezept ist einfach und eine Bereicherung für jedes Frühstück oder einen Brunch.

Osterbräuche
In vielen Regionen gibt es in der Osterzeit verschiedene Bräuche rund um das Ei. In Winnigen steht traditionell am Ostersonntag das Ostereierkibben auf dem Programm. „Ber (wer) hat en Spetz, Ber hat en Oarsch`“ ist der Ruf rund um den Weinbrunnen auf der Suche nach „Eiergegnern“. Erst werden Spitze (Spetz) und Spitze gegeneinander geschlagen, dann das Hinterteil (Oarsch). Wessen Ei heil bleibt, hat gewonnen und erhält das Ei des Gegners.

Wie dieser Brauch in dem Moselort entstand, lässt sich kaum zurückverfolgen, doch vor rund 175 Jahren soll sich das „Eierkibben“ in Winningen etabliert haben. Doch eigentlich ist das Wann und Warum nicht wichtig, es ist jedes Jahr am Ostersonntag ein vergnügliches Treiben und tausende bunter Ostereier werden gegeneinander geschlagen. Die Erwachsenen genehmigen sich dazu gerne einen Eierwein – Ein Gemisch aus Moselriesling, rohen Eiern und Zucker, das verschlagen und in Krügen serviert wird.

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